Fokus! by Scherer Hermann

Autor:Scherer, Hermann [Scherer, Hermann]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Selbsthilfe, Glück, Autonomie, Konzentration, Self help, Happiness, Autonomy, Concentration, Selbsthilfegruppe, Selbsthilfeförderung, Hilfe zur Selbsthilfe, Gegenseitige Hilfeleistung, Lebenshilfe, Lebenszufriedenheit, Glücksforschung, Lebensfreude, Zufriedenheit, Selbstbestimmung, Self-help group, Empowerment, Life satisfaction, Satisfaction
Herausgeber: Campus Verlag
veröffentlicht: 2016-07-06T22:00:00+00:00

WIEVIEL GELD WOLLEN SIE VERDIENEN?

Manchmal sollten Sie Grenzen nicht nur so verschieben, dass es für alle besser passt, sondern auch so, dass es für Sie persönlich besser passt. Nehmen Sie ganz banal die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Bevölkerungsschicht. Das ist nichts anderes als eine Grenzdefinition. Die an der Bekleidung sichtbare Grenze zwischen arm und reich verläuft beispielswiese sehr deutlich zwischen Blaumann und Anzug. Nirgendwo gibt es dazu eine schriftliche Regel oder ein Gesetz, aber dennoch ist klar: Menschen mit überwiegend körperlicher Tätigkeit haben in der Regel ein deutlich geringeres Einkommen, während Menschen mit überwiegend geistiger Tätigkeit ein höheres Einkommen haben.

Genauso können im Allgemeinen Menschen mit weisungsgebundener Arbeit, also Arbeitnehmer und Angestellte, nur ein finites, also endliches und relativ gesehen recht moderates Einkommen erreichen, während Selbstständige und Unternehmer ein deutlich infiniteres, also nach oben prinzipiell offenes und deutlich höheres Einkommen erzielen können. Es gibt in Deutschland eine Million Millionäre, die meisten davon sind Unternehmer. Natürlich um den Preis des Risikos und ohne Arbeitszeitgrenzen und so weiter, aber das ist jetzt nicht der Punkt.

Weil diese Grenzen in unserer Gesellschaft gelten, ist der Schritt des Blaumannträgers in die Selbstständigkeit auch ein Grenzübertritt in eine größere potenzielle Einkommensdimension. Schließlich hat das Handwerk noch immer goldenen Boden. Aber eben noch mehr für die selbstständigen Handwerksmeister. Und klar ist auch: Zwischen den edlen Juwelieren mit den Schweizer Uhren und den billigeren Juwelieren, die Ohrlöcher stechen, gibt es ebenfalls Grenzen.

Aber dennoch gilt: Sobald Sie als junger Kerl den Blaumann anziehen anstatt die Krawatte umzubinden, haben Sie eine Grenze gezogen. Wenn Sie dem jungen Mann aber klarmachen würden: »Junge, du begrenzt mit dieser Entscheidung gerade das Einkommen deines restlichen Lebens und du wirst dich signifikant limitieren«, würde er diese Entscheidung dann trotzdem treffen?

Geben Sie bitte mal einem Golffahrer, der es gewohnt ist, Golf zu fahren, einen Porsche zur Hand. Er wird immer noch fahren, als hätte er einen Golf. Aber das Umfeld wird nicht mehr auf ihn reagieren als hätte er einen Golf – es wird auf einen Porsche reagieren. Und unser Porschefahrer, der gedanklich immer noch im Golf sitzt, wird sich wundern, wieso er manchmal bevorzugt wird und wie andere Autos schon mal auf der Autobahn nach rechts fahren, wenn sie ihn im Rückspiegel sehen. Und umgekehrt wird er auch spüren, wenn er eine Missachtung erfährt, die er so vorher nicht kannte. Er wird sich wundern, so lange er sich der Grenzen nicht bewusst ist, die längst in den Köpfen gezogen wurden.

Um eines klarzustellen: Einkommen hat grundsätzlich erstmal nichts mit Intelligenz oder Bildung zu tun. Es gibt viele Menschen mit sehr begrenzten geistigen Talenten und Fähigkeiten, die dennoch beruflich sehr erfolgreich sind. Neulich habe ich ein Interview mit einem Fußballprofitrainer gehört, der auch als Spieler schon Bundesliga gespielt hatte. Der Mann ist sicherlich Millionär, aber einen korrekten deutschen Satz oder einen vernünftigen Gedanken konnte ich nicht heraushören.

Und gerade deswegen habe ich Hochachtung vor solchen Leuten. Cleverer Grenzverlauf im Kopf! Denn wer einigermaßen schlau ist, kann das Geldverdienen ja eigentlich kaum noch verhindern. Dann ist es keine große Kunst.

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